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Ein praktisches Relikt aus längst vergangenen Zeiten

„Was macht Ihr im Winter eigentlich im Büro?“, werden wir oft gefragt. „Da gibt es doch nichts zu tun?“ Manchmal reizt es uns zu antworten: „Ach ja, ein bisschen am Schreibtisch abhängen, im Internet surfen, daddeln, uns gegenseitig das Leben schwermachen und ein paar Skipper ärgern.“

Aber was machen wir eigentlich im Winter im Büro? Tatsächlich ist der Winter für uns die hektischste Jahreszeit. Wir planen Törns, buchen Schiffe, informieren Kunden, treiben Geld ein, denken uns Aktionen aus, arbeiten uns ab, um alles zu organisieren… Kurz und gut, im Winter sind die Tage manchmal zu kurz, um alles zu schaffen.

Und inmitten dieser kontrollierten Hektik steht unsere Plantafel wie ein Mast auf dem Schiff.

Die hat irgendwann einmal ein längst von der Bildfläche verschwundener Skipper aus einer alten Garderobe gebaut, an der er Spanplatten und Leisten mit Schlitzen darin befestigt hat, in die die so genannten Steckkarten passen. Die Schiffsnamen sind waagerecht aufgelistet und die Tage von März bis Oktober senkrecht.

Jeder Kunde, der ein Schiff bucht, bekommt eine Steckkarte mit den passenden Aufklebern und Reitern mit seinen speziellen Wünschen. So entsteht jedes Jahr, jede Saison eine bunte Farbenpalette.

Manchmal passiert es, dass Besucher in unserem Büro erstaunt die alte, schon fast archaische Tafel anstarren und ein Lachen unterdrücken müssen. Trotzdem können wir nicht die Einzigen sein, die noch so eine Tafel benutzen, da es die Steckkarten noch immer zu kaufen gibt. Die Nachfrage ist also noch da, schließlich könnte der Steckkartenhersteller von der einen Bestellung der SHZH im Jahr nicht leben.

Natürlich erfassen wir unsere Planung auch im Computer. Und das ist gut so, schon um Doppelbelegungen zu vermeiden. Damals, in der erwähnten grauen Vergangenheit, hatten wir nur diese Plantafel und da kam es – wenn auch sehr selten – schon mal zu der kleinen Katastrophe, dass zwei Familien am Kai standen und auf dasselbe Schiff wollten.

Oder dass der Hund des Skippers freudig schwanzwedelnd die halbe Plantafel leergefegt hat. Oder dass die neue Matrosin, die zu Beginn der Saison gerade angekommen war, wissen wollte, wann sie an Bord sein muss. Wir hatten gerade viel zu tun und verwiesen sie auf die Plantafel. Als wir wieder aufblickten, waren die Steckkarten mit den Buchungen für das Schiff weg. Die Matrosin hatte alle Karten herausgenommen und saß am Tisch, um die Termine in ihren Kalender zu übertragen.

Oder als die beiden Reiter mit dem Vermerk einer Option für einen Dreiwochentörn altersschwach geworden und in einer Ritze im Fußboden verschwunden waren. Eine Karte ohne Reiter bedeutet, dass alles geregelt ist: Vertrag unterschrieben zurück, Zahlungen eingegangen. Erst viel später stellten wir fest, dass dieser Törn nie gebucht worden ist. Dadurch entstand für das betreffende Schiff eine gähnende Lücke auf der Plantafel und mussten wir dem Eigner die schlechte Nachricht schonend beibringen.

Sie fragen sich sicher, warum wir trotzdem an so einer antiquierten Plantafel festhalten. Der Hauptgrund sind wahrscheinlich die Schiffseigner. Wir möchten nicht, dass sie sich mit ihren schwieligen, nach Diesel und Schmierfett riechenden Händen an unsere Computertastatur setzen, um ihre Saisonplanung aufzurufen. Das sollen sie ruhig an ihrem eigenen Computer machen. Hier bei uns im Büro können sie sich in ihren dieseldurchtränkten Overalls bequem mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf eine Schreibtischecke setzen und die Buchungen der Saison in aller Ruhe an der Plantafel anschauen.